10 Fragen an Julia von diemitdemrotenlippenstift.com

Sie bezeichnet sich selbst als "Prinzessin mit dem Vokabular einer schlecht gelaunten Crackhure", ist direkt, ehrlich und mit jeder Menge Talent ausgestattet. Julia von diemitdemrotenlippenstift.com im Interview.
Seit 2016 betreibst du deinen Blog diemitdemrotenlippenstift.com. Was war dein Beweggrund einen Blog zu starten und wie kam es zu dem ungewöhnlichen Blognamen?
Ich habe damals ein Praktikum in einer Redaktion gemacht und dachte mir: „Wow, ich bin jetzt eine supercoole Magazinjournalistin, das interessiert sicher jeden, darüber muss ich schreiben!“ Und darüber habe ich zu Beginn auch gebloggt. Und in der Redaktion konnte sich niemand meinen wahnsinnig schweren Namen merken und sie nannten mich deshalb „Die mit dem roten Lippenstift“, weil ich den damals immer getragen habe. So kam es zu dem Namen. Mittlerweile ist das Praktikum längst beendet, ich blogge über andere Themen und bin viel zu faul, um Lippenstift zu tragen, aber den Namen und den Blog habe ich behalten, weil sie mir ans Herz gewachsen sind.
Wer dich kennt weiß, wie viele Talente in dir schlummern. Deine Schlagfertigkeit und dein großartiger Schreibstil sind nur zwei davon. Dein erster Roman “Aus Rot und Blau wird Lila” ist im Februar erschienen. Wolltest du immer schon Bücher schreiben und sind noch mehr geplant?
Zuerst mal: Vielen Dank für die Blumen :) Und ja, Bücher schreiben war tatsächlich ein Kindheitstraum von mir. Ich habe mit drei Jahren lesen und schreiben gelernt, weil ich meine Mama genötigt habe, es mir beizubringen, weil ich neidisch auf meine ältere Nachbarin war, die schon in die Schule gegangen ist und das alles schon konnte. Meine Mama war da auch eine super Lehrerin und hat mir das alles beigebracht – seitdem wollte ich Autorin werden. Gerade arbeite ich an einem zweiten Roman und habe schon Anfragen für Zusammenarbeiten diesbezüglich bekommen, also da wird sicher noch mehr kommen. :)
Du betreibst auch mit absoluter Leidenschaft Stand-up-Comedy. Wie bist du dazu gekommen?
Ganz ehrlich? Insgeheim war nie das Schreiben mein großer Traum, sondern Comedy, ich habe mich nur lange Zeit nicht getraut, überhaupt mal zuzugeben, dass ich das gerne machen würde, weil ich eigentlich Angst davor habe, vor Menschen zu sprechen. Nachdem das letzte Jahr bei mir aber nicht so gut gelaufen ist, dachte ich mir am Ende des Jahres: Ich will noch zumindest einmal einen Adrenalinkick. Da hab ich mich mit klopfendem Herzen für ein Open Mic angemeldet, einen Spot bekommen und es mehr oder weniger einfach gemacht – und hab im Stand-up meine große Liebe gefunden.
Hast du Tipps für Leute wie mich, die eine unendliche scheiß Panik vor Bühnen haben?
Diese unendliche scheiß Panik kenne ich von mir selbst – vor meinem ersten Auftritt hätte ich vor Angst fast auf die Bühne gekotzt und meine Stimme hat damals so gezittert, dass ich mich bis heute nicht traue, das Video davon anzuschauen :) Also I feel you! Ich will auch gar nicht lügen und irgendwas schwafeln von wegen „Es wird alles einfacher, wenn du dir dein Publikum nackt vorstellst“, weil wenn du da oben stehst und Panik hast, hast du für sowas keine mentalen Kapazitäten, da bist du viel zu sehr damit beschäftigt, nicht in Ohnmacht zu fallen oder ein Blackout zu bekommen. Mut antrinken würde ich auch nur bedingt empfehlen, weil im schlimmsten Fall bist du besoffen und nervös. Aber ich kann dir an dieser Stelle eine wertvolle Erfahrung mitgeben, die ich gemacht habe: Niemand aus dem Publikum will dir etwas Böses. Gib ruhig offen zu, dass du nicht viel Bühnenerfahrung hast, dann ist das Publikum immer noch netter. Ich schaue auch immer vorrangig die Personen an, die viel lachen, das gibt mir die Gewissheit, dass ich lustig bin – und wenn niemand lacht, was genauso vorkommt, dann schau ich einfach nur Leute an, die zumindest nett aussehen. Ich glaube halt, das Wichtigste ist, sich einfach zu überwinden. Es wird von Mal zu Mal besser. Und stolz ist man danach auf jeden Fall auf sich :)
Zurück zum Blog. Eine Rubrik auf deinem Blog nennt sich “Mimimi Montag”, wo du gnadenlos ehrlich darüber schreibst, was dich nervt. Kommen solche Beiträge besser an als andere?
Auf Google nicht, weil niemand direkt nach solchen Beiträgen sucht. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass meine Community diese Beiträge liebt, weil sie sich und ihre eigene Situation darin oft wiedererkennen.
Hilft dir dein Blog bei deinen Tätigkeiten als Autorin und Stand-Up-Comedian? Wenn ja, inwiefern?
Er hat mir auf jeden Fall dabei geholfen, das Buch bekannter zu machen und auch zu verkaufen. In einigen meiner Amazon-Rezensionen steht, dass die Leute meinen Schreibstil von meinem Blog kannten und mochten und sich deshalb entschieden haben, mein Buch zu lesen. Außerdem glaube ich, dass mir das Feedback, das ich auf meine Beiträge bekomme, sehr dabei geholfen hat, meinen eigenen Stil zu entwickeln. Blog und Stand-up-Comedy sind derweil noch sehr getrennt, weil ich auf meinem Blog nie wirklich über Stand-up geschrieben habe – aber vielleicht sollte ich das noch nachholen :)
Du bist auch auf Twitter sehr aktiv. Wieso glaubst du hat sich die Plattform in Österreich nie ganz so durchgesetzt wie in anderen Ländern?
Ich glaube, die deutsche Sprache macht es einem schon schwer, seine Message mit so wenigen Zeichen zu transportieren. Das ist auf Englisch alles leichter. Ob es nur daran liegt oder ob da noch andere Faktoren mitspielen, traue ich mich nicht zu beurteilen, weil ich tatsächlich keine Ahnung habe. Ich bin aber ehrlich gesagt ganz froh darüber, dass ich auch ein Medium habe, das ich nutzen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass meine Familie mitliest.
Eine weitere, nicht ganz so geheime Leidenschaft von dir, ist die Stadt Berlin. Wie ist diese entstanden und könntest du dir vorstellen dort zu leben?
Ich war als Kind ein Fan von GZSZ und wollte deshalb unbedingt immer mal nach Berlin, haha. Mein Opa wohnt auch dort und deshalb war ich mit zwölf das erste Mal da und es war einfach Liebe auf den ersten Blick. Ich liebe die breiten Straßen, die Anonymität und die Menschen. Und natürlich den Döner. Also ja, ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, dort zu leben, und ich habe auch vor, demnächst dorthin zu ziehen. Die Stand-up-Comedy-Szene ist in Berlin auch viel besser als in Wien.
Gibt es Blogs aus Österreich denen du besonders gerne folgst?
Ich blogge selber wahnsinnig gerne, bin aber momentan leider auch eine sehr schlechte Blog-Konsumentin. Zu den meisten Blogbeiträgen, die ich lese, gelange ich über Pinterest, also es gibt nicht wirklich einen Blog, den ich aktiv besuche, weil ich mir einfach denke: „Na, jetzt schau ich mal, was es bei der Caro Neues gibt!“ Ich würde aber sehr gerne mal wieder aktiv Blogs lesen und unterstützen, deshalb werde ich mich dann gleich mal informieren. Ich glaube, da gibt es eh so ein super Blogportal, wo alle Blogs aufgelistet sind ;)
Was war das spontanste, dass du je in deinem Leben getan hast?
Nach Wien zu ziehen. Ich bin im September 2017 nach Wien gezogen – und war eigentlich noch bis Juli davon überzeugt, nach München zu gehen. Nachdem mich dort die Wohnungssuche aber fertig gemacht hat und ich Wien sowieso lieber mochte, habe ich mich im August einmal einfach in den Zug gesetzt, zwei WG-Zimmer besichtigt und beim zweiten gleich zugesagt. Einen Monat später war ich da. Für einen Umzug war das, glaube ich, schon relativ spontan :)

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Jürgen Koller ist der Gründer und Betreiber von Blogheim.at und bloggt seit 2004 privat auf Kollermedia.at. Im Jahr 2014 hat er das Buch 30 Dates in 30 Tagen veröffentlicht, im Jahr 2020 einen Gedichtband. Durch die Blogheimat, möchte er die vielfältige Österreichische Blogszene enger zusammenbringen und ihr nach Außen hin mehr Aufmerksamkeit verleihen.
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