10 Fragen an Carolina von guteguete.at
Interview mit Carolina von gueguete.at
Carolina schreibt seit 2013 auf guteguete.at über alles was es in Salzburg zu entdecken gibt und hat 2017 das Kochbuch Köstlich in Null Komma Nix veröffentlicht. Ihr Blog gehört mit zu den besucherstärksten in Österreich.
In den letzten 5 Jahren hast du mit deinem Blog so ziemlich jedes Eck Salzburgs dokumentiert. Im Gegensatz zu vielen anderen hast du damit ein Thema gefunden das nie auszugehen scheint. War das bewusst gewählt oder hat es sich einfach ergeben?
Offen gesagt hat es sich eher ergeben. Als ich meinen ersten Blogbeitrag geschrieben habe, hatte ich eigentlich im Sinn, einen Tagebuch- und Interior-Blog zur führen und habe mir nie besonders viel Gedanken um ein Redaktionskonzept oder eine „Blattlinie“ gemacht. Mein erster Salzburgbeitrag entstand aus einer Laune heraus: Ich hatte im Standard einen Artikel zu den Salzburger Würstelständen gelesen und beschlossen, die wichtigsten unter ihnen virtuell abzuwandern. Diese „Tour de Würstelstand“ war die erste meiner Stadtwanderungen, die anschließend in Serie gingen – und plötzlich viel mehr Leser anzogen als alles, was ich zuvor geschrieben hatte. Also habe ich mich ein wenig mit dem Publikum mitentwickelt.
Deine Besucherzahlen sind bemerkenswert. Wie lange hat es bei dir gedauert bis du gemerkt hast, dass die Richtung deines Blogs stimmt und die Besucher immer mehr werden?
Zu allererst: Vielen Dank für die Blumen! Ich muss allerdings sagen, dass ich mit meinem Blog schlicht zur rechten Zeit am rechten Ort war, somit ist der rasche Besucheranstieg nicht rein mein Verdienst, sondern auch glücklichen Umständen geschuldet. Ich war der mitunter erste Blog, der über Gastronomie, Kultur und Leben in Salzburg geschrieben hat, was relativ rasch LeserInnen angezogen hat. Gemerkt habe ich eigentlich ab dem ersten Salzburg-Artikel mit der „Tour de Würstelstand“, dass ich hier wohl auf eine bisher unbesetzte Nische gestoßen bin. Besonders viel Strategie und Kalkül waren aber offen gesagt nicht dahinter.
Die meisten Blogger würden gerne von ihren Blogs leben können. Du schlägst ab 2019 genau die andere Richtung ein und nimmst bewusst keine Kooperationen mehr an. Deinen erfolgreichen Blog möchtest du wieder als Hobby fortführen. Wie kam es zu der Entscheidung?
Die Entscheidung hatte mehrere Gründe: Ich habe den Blog ja eine Zeit lang intensiver kommerziell geführt und bin verhältnismäßig viele Kooperationen eingegangen, musste aber irgendwann einsehen, dass ich mich einerseits nicht wohl damit fühle, meine Inhalte werblichen Botschaften unterzuordnen und andererseits einfach nicht die geborene Geschäftsfrau bin. Ich kann es zwar, Kooperationen zu verhandeln und ein Kleinunternehmen zu administrieren, es ist aber nichts, was ich von Herzen gerne tue. Es ermüdet mich im Gegenteil und nimmt mir die Lust an dem, um das es wirklich gehen soll, nämlich das Bloggen selbst. Außerdem fühle ich mich in der Welt des Influencer-Marketings eher fremd, da gibt es Kolleginnen und Kollegen, die das viel besser und mit viel mehr Leidenschaft betreiben, als ich es jemals könnte. Deswegen fiel der Entschluss, den Blog wieder als Hobby zu sehen, Kooperationen auslaufen zu lassen und alles wieder unbeschwerter anzugehen. Offen gesagt: Seitdem habe ich bei weitem weniger Stressflecken.
Hast du von außen Druck verspürt immer regelmäßig Content abliefern zu müssen oder macht man sich diesen Druck meist nur selbst?
Zu jener Zeit, als ich noch kommerzieller gebloggt habe, war der Stress sicher intensiver da, allein schon deswegen, weil ich eine vernünftige Quote zwischen gesponserten und organischen Inhalten einhalten wollte. Seit ich die kommerzielle Schiene auslaufen lasse, kehrt die Entspannung zurück. Aktuell habe ich kaum mehr das Gefühl, „abliefern“ zu müssen, dafür umso mehr Lust, Beiträge zu schreiben. Kurz gesagt: Ich blogge wieder mehr für mich und weniger für „die anderen“.
Auch du hast bereits ein Buch herausgebracht. Gemeinsam mit Sonja von Gingerinthebasement.at wurde 2017 das Kochbuch Köstlich in Null Komma nix veröffentlicht. Ist das kochen deine große Leidenschaft und sind noch weitere Bücher geplant?
Ja, ich koche prinzipiell sehr gerne und das Konzept zu „Null Komma Nix“ lag schon lange in meinem „Schubladl“. Drum ist es natürlich fantastisch, das Buch mittlerweile tatsächlich im Regal stehen zu sehen. Ein weiteres Buch ist aktuell nicht geplant, wobei ich durchaus Lust drauf hätte, ein weiteres zu schreiben – gerade, weil ich beim ersten unfassbar viel gelernt habe und beim zweiten Anlauf auch einiges anders machen würde.
Die hohe Qualität deiner Fotos sticht einem sofort ins Auge. Ist die Bildqualität gerade im Zusammenspiel mit den Social-Media Kanälen wichtiger denn je oder findest du, dass schlussendlich doch der textliche Inhalt zählt?
Auch hier: Herzlichen Dank! Ich bemühe mich natürlich, meine Artikel immer (halbwegs) hochwertig zu bebildern, wobei ich in den seltensten Fällen auch wirklich zufrieden mit den Ergebnissen bin. In Social Media zählt natürlich ganz eindeutig die Bildqualität – egal, ob es ein Instagram-Post ist, oder das Vorschaubild eines auf Facebook geteilten Beitrags. Ein Bild vermittelt Eindrücke schlicht viel schneller als ein Text es jemals könnte und ist somit auch meistens das „Einfalltor“ für LeserInnen, die sich näher mit etwas auseinandersetzen wollen. Allerdings sehe ich meinen Schwerpunkt trotzdem eher beim geschriebenen Wort – ich bin einfach eine viel stärkere Texterin und schwächere Fotografin und fühle mich so auch ganz wohl.
Die Bloggerszene hat sich in den letzten Jahren deutlich vergrößert. Was schätzt du an der heutigen Bloggerszene und was nervt dich?
Die Szene hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Als ich angefangen habe, waren Blogger gerade in Salzburg noch ziemliche Underdogs und Instagram ein Randphänomen. Mittlerweile ist all das in der Mitte der Gesellschaft angekommen und hat sich stark professionalisiert und kommerzialisiert. Das hat natürlich dazu geführt, dass die Inhalte auf Blogs mittlerweile – gerade optisch – unfassbar hochwertig geworden sind, dem Gemeinschaftsgefühl in der Blogosphäre hat diese Entwicklung meiner Meinung nach aber nicht ausschließlich gut getan. Die Szene ist weniger familiär, der Konkurrenzdruck höher und es wird immer schwieriger, seinen Platz im Überangebot von Inhalten zu finden. Mir tut es gerade für NeueinsteigerInnen leid, die heute viel mehr um Sichtbarkeit kämpfen müssen als wir es damals mussten und schon auf einem viel höheren Level einsteigen müssen, als wir es damals taten. Wenn ich mir etwa anschaue, mit welchen Beiträgen ich 2013 oder 2014 online gegangen bin, würde ich damit heute ausgelacht. Ich bin einfach in aller Öffentlichkeit und über die Jahre hinweg besser geworden und das war damals völlig normal. Ich bin mir nicht sicher, ob Blogging heute noch so funktionieren würde – und das finde ich schade.
Angenommen du ziehst in eine andere Stadt um. Würdest du umgehend erneut alles erforschen und auf deinem Blog festhalten?
Ja, das würde ich bestimmt machen! Ich habe zwar aktuell keine Pläne, aus Salzburg wegzuziehen, würde ich es aber tun, zöge der Blog unbedingt mit.
Ein Blog aus Österreich dem du besonders gerne folgst?
Da gibt es so viele! Besonders schätze ich aber etwa Anita und ihren Blog Küchensprint – sowohl menschlich, weil wir befreundet sind, als auch inhaltlich, weil sie ein unverwechselbares Konzept verfolgt, sich nicht sklavisch irgendwelchen Trends unterwirft und ihre Rezepte wirklich immer mehrfach durchgekocht sind und deswegen schlicht funktionieren.
Wenn du morgen an einem beliebigen Ort auf der Welt aufwachen könntest. Wo wäre das?
Wahrscheinlich in einem kleinen, schottischen oder irischen Dörfchen mit mehr Schafen als Menschen, Tee, Büchern, Nieselregen, erwanderbaren Hügeln und vielleicht sogar ohne Internet.
Das Interview wurde am 04.09.2018 schriftlich durchgeführt. Vielen Dank Caro!- 7 Jahre Gute Güte: Ein Abschied. vor 4 Jahren
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Jürgen Koller ist der Gründer und Betreiber von Blogheim.at und bloggt seit 2004 privat auf Kollermedia.at. Im Jahr 2014 hat er das Buch 30 Dates in 30 Tagen veröffentlicht, im Jahr 2020 einen Gedichtband. Durch die Blogheimat, möchte er die vielfältige Österreichische Blogszene enger zusammenbringen und ihr nach Außen hin mehr Aufmerksamkeit verleihen.
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